Eine wirkliche Alternative für den privaten Briefversand gibt es bisher noch nicht. In zahlreichen Städten und Regionen bieten zwar private Briefdienste ihre Leistungen an. Doch sind diese Unternehmen auf die jeweilige Region beschränkt - Briefe über diese Region hinaus können nur mit der Deutschen Post befördert werden. Darüber hinaus setzen die meisten privaten Briefdienste ein regelmäßiges Mindestversandaufkommen voraus oder bieten ihre Dienstleistungen nur für Geschäftskunden an. Nichtsdestotrotz arbeiten mehrere Unternehmen intensiv an dem Aufbau eines bundesweiten Zustellernetzes. Im folgenden stellen wir Ihnen einige dieser Briefdienste vor:
Allen voran ist die EP Europost zu nennen. Das im Oktober 2001 gegründete Unternehmen ist ein Joint Venture der niederländischen Royal TPG Post und der deutschen Hermes Logistik Gruppe. Erklärtes Ziel ist es, der führende private Postdienstleister mit hoher Qualität und einem attraktiven Preis-Leistungsverhältnis zu werden. Während sich die Deutsche Post auf die schnelle Zustellung der Briefe konzentriert, bietet EP Europost bei vergleichbarer Zuverlässigkeit längere Laufzeiten und günstigere Tarife an. Mit EP Europost sind Briefe im Durchschnitt ein bis zwei Tage länger unterwegs als mit der Deutschen Post, dafür aber 15 bis 30 Prozent preiswerter. Somit haben deutsche Kunden erstmals die Wahl zwischen einer Prioritäts- und einer Non-Prioritätszustellung. In anderen europäischen Ländern wie Frankreich, England und der Schweiz ist dies bereits seit Jahren möglich. Bei der Zustellung greift EP Europost zum einen auf die bereits bestehenden Zustellstrukturen des Gesellschafters Hermes Logistik Gruppe und die Stadtpostdienste der TPG in Aachen und Moers zurück. Darüber hinaus arbeitet die EP Europost mit rund 150 regionalen Briefdiensten zusammen, die die Zustellung vor Ort übernehmen. Dies ermöglicht es dem Unternehmen, als erster alternativer Briefdienst die bundesweite Briefzustellung anzubieten. Allerdings ist der Service bisher auf Geschäftskunden mit hohem Sendungsaufkommen beschränkt.
Die Berliner PIN AG betreibt das Briefgeschäft seit April 1999. In den zurückliegenden Jahren hat sich das Unternehmen zu Deutschlands größtem privaten Briefdienst entwickelt. Mittlerweile stellen die rund 900 Beschäftigten in der leuchtend grünen Uniform täglich bis zu 400.000 Briefe zu. In Berlin ist das Unternehmen mit 20 Briefshops und Verteilerzentren aktiv. Dort können auch Privatkunden ihre Sendungen abgeben und die firmeneigenen Briefmarken kaufen. Seit dem Jahr 2001 ist der Service ebenso in Leipzig vertreten. Und eine weitere Niederlassung in Köln wurde kürzlich eröffnet. So will sich die PIN AG nach und nach die größten deutschen Ballungsgebiete erschließen.
Neben den reinen Briefdiensten entdecken auch Zeitungsverlage den Briefmarkt für sich. Mit der Zustellung von Briefen wollen sie ihre bestehenden Zustellerstrukturen optimal ausnutzen. So haben die Verlagsgruppe Holtzbrinck und der Axel Springer Verlag die Mehrheit an der privaten Berliner PIN AG übernommen. Beide Verlage halten jeweils 30 Prozent der Anteile an dem Briefdienst mit der Option auf weitere 20 Prozent. Zur Holtzbrink-Gruppe gehören große überregionale Zeitungen wie die Zeit und Der Tagesspiegel, aber auch regionale Blätter wie die Lausitzer Rundschau (Cottbus), Main-Post (Würzburg), Saarbrücker Zeitung, der Südkurier (Konstanz) und der Trierische Volksfreund (Trier). Auch der Axel Springer Verlag verfügt über bundesweit und regional weit verbreitete Zeitungen, wie z.B. Die Welt, BILD, Berliner Morgenpost und das Hamburger Abendblatt. Mit diesen Zeitungen und den dazugehörigen dichten Zustellernetzen decken die Verlage bereits große Teile Deutschlands ab. Karsten Böhrs, Direktor Logistik Vertrieb der Axel Springer AG, dazu: "Die Nutzung von Synergien innerhalb unserer bestehenden Zustellstrukturen, der professionelle Ausbau des Briefgeschäftes in Ballungsräumen und eine stärkere Kundennähe sind unsere erklärten Ziele bei dieser Akquisition. Die PIN AG bietet uns die Möglichkeit, mit dem kompetentesten und erfolgreichsten privaten Briefdienstleister weitere Ballungsräume zu erschließen."
Im Januar 2005 ist auch die Süddeutsche Zeitung mit ihrer für den Vertrieb zuständigen Tochterfirma Süddeutsche Zeitung Logistik GmbH in das private Briefgeschäft eingestiegen. Der Start erfolgte zunächst mit der Zustellung der Briefsendungen von Kooperationspartnern in München und im Landkreis München. Zumeist stellen die Zeitungsausträger die Briefe gleichzeitig mit den Abozeitungen zu. Wenn dies nicht möglich ist, erfolgt am selben Tag ein zweiter Zustellgang.