Der Streik bei der Deutschen Post hat es mal wieder gezeigt: Fällt der Marktbeherrscher aus, können die alternativen Briefdienste das kaum kompensieren. Nur in wenigen Regionen können die Verbraucher ihre Briefe auch anderweitig verschicken - für den deutschlandweiten Versand wird es dann noch schwieriger.
In Deutschland gibt es relativ gute Möglichkeiten, sein Paket über einen alternativen Anbieter zu versenden. Paketdienste wie Hermes, DPD oder UPS rüsten ohnehin derzeit mächtig auf, um im Geschäft rund ums Online-Shopping mitzumischen.
Wenig Alternativen beim Brief
Will der Kunde allerdings einen einfachen Brief versenden, ist die Sache schon schwieriger. Die Post versucht zwar, im Falle eines Streiks mit Hilfskräften und Beamten die Folgen einzudämmen, der Ausstand Tausender Mitarbeiter lässt sich dadurch allerdings kaum kompensieren. Alternativen sind rar, insbesondere für den Privatbürger und in ländlichen Gebieten.
Dabei stehen dem "Marktbeherrscher" hierzulande laut Bundesnetzagentur im lizenzierten Briefbereich immerhin über 500 Wettbewerber gegenüber. Die allermeisten davon sind jedoch auf Geschäftskunden in ihrer Region spezialisiert und machen pro Jahr einen Umsatz von nicht einmal 100.000 Euro.
"Die Deutsche-Post-Gruppe ist bis heute im Bereich der Beförderung von adressierten Briefsendungen bis 1.000 Gramm keinem bedeutsamen Wettbewerb ausgesetzt", schreibt die Bundesnetzagentur in ihrer Marktuntersuchung vom März 2015. Fast 90 Prozent des Briefmarktes hält der Platzhalter Deutsche Post. Der Marktanteil im Paketgeschäft ist dagegen nur halb so groß .
In manchen Städten Alternativen
Zumindest vereinzelt betreiben privaten Briefdienste in ihren Regionen ein Versand- und Zustellnetz auch für Privatkunden. Dass diese Dienste größtenteils auf ihre Regionen beschränkt sind, muss kein großer Nachteil sein. Etwa 80 Prozent aller verschickten Briefe verbleiben laut Bundesverband Briefdienste ohnehin in der jeweiligen Region.
In Hannover ist die Alternative zu gelb das Blau der Citipost. Über 1.500 Briefboten versorgen die niedersächsischen Regionen Hannover, Nienburg, Gifhorn, Wolfsburg und Peine. In der Hauptstadt Berlin ist die Alternative grün und heißt Pin Mail. Fast 7.000 Briefkästen haben alternative Briefdienste inzwischen laut Netzagentur aufgestellt – die Deutsche Post hat derer über 110.000.
Vorteil Preis
Einmal Fuß gefasst, spielen die alternativen Briefdienste im Vergleich zur Deutschen Post ihre Vorteile aus: und zwar im Preis. Laut Bundesnetzagentur sind neun von zehn Briefdienste beim 20-Gramm-Standardbrief günstiger als die Deutschen Post. Pin Mail verlangt für den Standardbrief ein Porto von 0,45 Euro, bei Citipost sind es aktuell 0,55 Euro. Nach der letzten Erhöhung liegt der Portopreis bei der Deutschen Post derzeit bei 0,62 Euro.
Nachteil Reichweite
Will man jedoch einen Brief von einem Ende Deutschlands zum anderen verschicken, bleibt es schwierig. "Trotz vielfältiger Kooperationen können die Wettbewerber bisher keine eigene deutschlandweite Zustellung ihrer Briefsendungen sicherstellen", so die Bundesnetzagentur. Die wohl größte Kooperation ist die Mailalliance, an der rund 120 private Briefdienste deutschlandweit beteiligt sind; darunter Citipost, Pin Mail, Postcon und BWPost. Nur wenige davon sind jedoch auf Privatkunden ausgerichtet.
Fazit:
Anders als bei den Paketen kommen Privatkunden bei den Briefen kaum ohne die Deutsche Post aus. Nur in manchen Städten gibt es alternative Briefdienste, die zumindest regional einen flächendeckenden Briefservice anbieten – und dabei sogar Preisvorteile ausspielen. Ob sich an der Situation grundsätzlich was ändert ist fraglich. Bei der fortschreitenden Verdrängung des Briefs durch die Digitalisierung dürften sich die Ambitionen der alternativen Briefdienste für die Zukunft eher in Grenzen halten.