Über Deutsche gibt es ja so einige Vorurteile. Ordentlich sind wir, pünktlich auch. Relativ humorlos und irgendwie langweilig. In vielen Fällen kann man über all das streiten. Bei deutschen Briefmarken eher nicht.
Und das, obwohl auf deutschen Briefmarken meist gefeiert wird. Leider keine Parties, sondern 125 Jahre Schmalspurbahnen im Harz. Oder 50 Jahre Wiedereinweihung Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. Oder die Existenz von Blumen. Vor allem die Existenz von Blumen. Manchmal auch die von Landschaften. Hin und wieder dürfen es auch mal alte Gemäuer sein. Aufregend ist das alles nicht gerade.
Sag mir, wo die Blumen sind
Blumen und Burgen sind auch des Öfteren Motive auf den Briefmarken anderer Länder. Doch damit gibt man sich dort längst nicht zufrieden. Im Gegensatz zu Deutschland schaffen es dort zum Beispiel auch lebende Personen auf eine Briefmarke. Das ist jedoch nicht das Ende der Kreativität, wenn es um internationale Briefmarken geht.
Da taucht die Titanic wieder auf, Drachen fliegen, Cartoonkatzen klettern auf den Köpfen von Comicfiguren umher und moderne Kunst macht sich auf den Marken breit. Und wenn den Postdiensten dann nichts mehr einfällt, werden halt Designmöbelstücke oder auch Essen auf den Briefmarken verewigt.
Kitsch schlägt Realität
Von Pastelltönen oder realistischen Darstellungen verabschieden sich die Briefdienste in diesen Ländern in fast erfrischender Regelmäßigkeit. Stattdessen gibt es Bonbonfarben und Kitsch, Cartoonbilder und Portraits, die dermaßen mit Photoshop bearbeitet wurden, dass sie an die Airbrush-Poster der 90er Jahre erinnern.
Übertrieben ist einiges davon und manche Marken will man nicht wirklich auf einem Brief sehen. Das Gleiche gilt allerdings auch für die Schmalspurbahn. Und wenn der Kitsch zuviel wird oder das Motiv zu abwegig, eignen sich die Briefmarken anderer Länder immerhin noch als Gesprächsthema. Das werden die deutschen Briefmarken wohl nie werden.