Große Konkurrenz für Deutsche Post |
Seit der Öffnung des Postmarkts vor sieben Jahren zeichnet sich damit im Briefgeschäft erstmals ernsthafte Konkurrenz für die Deutsche Post ab. Das Gemeinschaftsunternehmen wird dann neben der Deutschen Post über das größte organisatorisch zusammenhängende Zustellnetz in Deutschland verfügen.
Doch das einstige Staatsunternehmen sieht die Situation gelassen. Ein Sprecher des Bonner Konzerns bezeichnete die Ankündigung der Verlage als einen "normalen Vorgang". Die Post sei überzeugt, dass sie auch für die Zeit nach dem Wegfall des Briefmonopols "sehr gut aufgestellt" sei.
Die Deutsche Post fährt derzeit mit rund 9 Milliarden Euro etwa 20 Prozent ihres Umsatzes unter dem Monopol ein. Holtzbrinck-Mann Zeimetz schätzt, dass der Markt insgesamt ein Volumen von 11 Milliarden Euro habe.
Post ohne Zittern |
In Branchenkreisen hieß es zunächst, die Post müsse erst nach dem Auslaufen des Monopols in 2007 mit harter Konkurrenz rechnen, da das Massengeschäft bei Briefen unter 50 Gramm anfalle. Zugleich verfügen aber die Verlagshäuser über ausreichende Mittel und auch das nötige Wissen in den Bereichen Netzwerke und Logistik. Da der Briefmarkt in Deutschland ja nicht wachse, wurde davon ausgegangen, dass die Gegenspieler der Post Anteile abjagen müssten, um ernsthaft in den Markt zu gelangen.
Zugewinne könnten damit langfristig nur auf Kosten anderer Marktteilnehmer erzielt werden. Die Deutsche Post bezeichnete es hingegen als normal, dass sich angesichts der anstehenden Liberalisierung die Konkurrenten in Stellung bringen. Das Unternehmen sei auf Wettbewerb vorbereitet, versicherte Sprecher Dirk Klasen.
Auch Hermes plant Einstieg in privaten Briefmarkt |
Aus Hamburg kündigte unterdessen auch Hanjo Schneider von Hermes an, ins private Briefgeschäft einsteigen und Briefkästen vor seinen 11.000 Hermes-Shops aufhängen zu wollen. Die Logistik-Tochter des Versandhändlers Otto engagiert sich bereits seit einigen Jahren als alternativer Brief- und Katalogzusteller, die nach eigenen Angaben bundesweit Standard- und Business-Briefe zustellt.
Hermes operiert im Joint Venture "primeMail" mit der Swiss Post (je 50 Prozent) und mit der Beteiligung an EP Europost (29 Prozent) und wachse pro Quartal "dreistellig". Eine Ansage, auf die der Chef der neuen Verlagsgesellschaft Thiel gelassen reagiert: "Die Bundesrepublik ist groß genug, um drei führende, profitable Briefunternehmen zu tragen."
Wie es letzten Endes für die übrigen alternativen Postdienste aussieht, wird sich nach Auffassung von Arnold Janssen, Vorsitzender des Councils Zustellung des Deutschen Direktmarketing Verbandes, erst langfristig zeigen. "Die Initiative der Verlage ist für den Wettbewerb auf jeden Fall eine Bereicherung", lobt der Council-Chef die Absicht der Großverlage, die neue Postgesellschaft ins Leben zu rufen.
(Stand: Oktober 2005)