Die Deutsche Post beziffert in den jetzt vorgelegten Quartalszahlen die Folgen des Poststreiks. 100 Millionen Euro habe dieser den Konzern gekostet, der Gewinn brach im 2. Quartal um 30 Prozent ein. Im riesigen Konzern war der Streik allerdings nur ein Faktor von vielen.
Die Deutsche Post DHL hat am Donnerstag ihre Zahlen zum zweiten Quartal präsentiert. Unter dem Strich sank der Gewinn um fast 30 Prozent auf 326 Millionen Euro (2014: 461 Millionen Euro). Die Konzernführung macht dafür insbesondere den Streik in den vergangenen Monaten verantwortlich. 100 Millionen Euro hat der Poststreik den Konzern nach eigenen Angaben gekostet. Diesem Betrag entsprechend korrigierte das Management die Gewinn-Prognose für das Gesamtjahr auf 2,95 bis 3,1 Milliarden Euro (Ebit) nach unten.
Konzernchef Frank Appelt spricht deswegen nun von einem "Jahr des Übergangs", in dem auch "bewusst kurzfristige Ergebnisbelastungen in Kauf genommen" wurden. Für die kommenden Jahre hält er an den ausgegebenen Zielen fest.
Das operative Ergebnis (Ebit) sank im zweiten Quartal um über 18 Prozent auf 537 Millionen Euro (2014: 656 Millionen Euro). Das Geschäftsvolumen stieg gleichzeitig zwar um 7,3 Prozent auf 14,7 Milliarden Euro (2014: 13,7 Milliarden Euro), bereinigt um Währungseffekte allerdings nur um 0,6 Prozent.
Mehr Pakete, weniger Briefe
Besonders betroffen vom Streik war naturgemäß der Bereich Post - eCommerce - Parcel (PeP). Das operative Ergebnis sank hier um über 60 Prozent auf 75 Millionen Euro. Neben dem Streik sollen dabei laut Unternehmen auch Investitionen in das internationale E-Commerce-Geschäft mit reinspielt haben. Für die Zukunft glaubt man sich nach dem Ausgang des Streiks gut gerüstet. Der Tarifabschluss bei der Post schaffe laut Unternehmen die Voraussetzungen für nachhaltiges Wachstum im deutschen Paketgeschäft.
Innerhalb der PeP-Division setzt sich indessen der Trend der vergangenen Jahre fort: Während sich im Bereich Online-Shopping (E-Commerce) und im Paketgeschäft (Parcel) von April bis Juni die Umsätze steigerten, gingen die Zahlen beim Brief weiter zurück. Die Erlöse im Geschäftsfeld Post sanken um 3,8 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Neben dem Poststreik spiegelt sich darin der fortschreitende Trend zu digitalen Kommunikationsformen wieder. Die genannten negativen Effekte sind allerdings laut Unternehmen durch höhere Porto-Preise abgemildert worden.
Express boomt
Eine besonders positive Entwicklung konnte der Unternehmensbereich Express hinlegen. Der operative Gewinn stieg im zweiten Quartal um über 13 Prozent auf 376 Millionen Euro. Ein wesentlicher Grund sind dabei die gestiegenen Volumina insbesondere bei den internationalen zeitgenauen Sendungen. Von April bis Juni erzielte der Konzern im Express-Bereich mit 3,5 Milliarden Euro einen um 350 Millionen Euro höheren Umsatz als noch im zweiten Quartal 2014.
Bei Global Forwarding, Freight sank der operative Gewinn deutlich auf 40 Millionen Euro (2014: 102 Millionen Euro). Schuld daran seien geringere Luftfrachtvolumina und ein insgesamt schwaches Marktumfeld. Im Bereich Supply Chain konnte der Konzern hingegen den operativen Gewinn um rund neun Prozent auf 119 Millionen Euro steigern. Insbesondere in den Sektoren "Technology", "Consumer" und "Life Sciences & Healthcare" habe die Deutsche Post DHL Neugeschäfte für ihre Lieferketten in Höhe von 266 Millionen Euro abschließen können.
Jährlich über acht Prozent Gewinnsteigerung
Trotz der Folgen des Streiks und der Schwäche beim Brief und beim Frachtgut hält Konzernchef Frank Appel an seinen Zielen für die kommenden fünf Jahre fest. Für 2016 prognostiziert Deutsche Post DHL Group unverändert einen EBIT-Anstieg auf 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro. Der Konzern will bis 2020 seinen operativen Gewinn durchschnittlich über acht Prozent jährlich zu steigern.
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