Die Gewerkschaft Ver.di will einen neuen Anlauf zu einem Postmindestlohn unternehmen und droht den alternativen Briefdiensten sogar mit Streik. Laut Medienberichten hat die Gewerkschaft die Vertreter des Arbeitgeberverbandes Neue Brief- und Zustelldienste für den heutigen Donnerstag zu einem Gespräch eingeladen. Lehnt der Arbeitgeberverband die Verhandlungen ab, soll es Streik geben.
Arbeitgeber: Verhandlungen nur mit Vorbedingungen
Der Präsident des Arbeitgeberverbands der Post-Konkurrenten, Florian Gerster, betonte gegenüber der Tageszeitung "Die Welt" sein Interesse an einer Tarifeinigung. Die Gewerkschaft müsse jedoch erst von ihren bisherigen Lohnforderungen abrücken. Ver.di entgegnete jedoch, man habe noch gar keine Lohnforderungen genannt. Gerster droht Ver.di außerdem, der Verband könne ja auch mit anderen Gewerkschaften verhandeln.
Es gab bereits früher Fälle, in denen die Arbeitgeber durch Verhandlungen mit kleinen Gewerkschaften, der Auseinandersetzung mit der Gewerkschaft Ver.di aus dem Weg gingen. So soll die heutige niedersächsische Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) vor zwei Jahren für die deutsche Tochter des niederländischen TNT-Konzerns einen Tariflohn von 7,50 Euro in der Stunde ausgehandelt haben.
Sie führte die Verhandlungen mit der Christlichen Gewerkschaft Postservice und Telekommunikation. Das berichtet "Spiegel Online". TNT umging damit die Verhandlungen mit der Gewerkschaft Ver.di, die den seinerzeit geltenden Mindestlohn von 9,80 Euro mit der Post ausgehandelt hatte.
50 Cent die Stunde
Mit Löhnen zwischen 8 und 6 Euro würden die TNT-Mitarbeiter noch zu den besser verdienenden Briefträgern zählen. Der in Rostock erscheinenden "Ostsee-Zeitung" (OZ) liegen Gehaltsabrechnungen einer Briefzustellerin vor, die im Schnitt 50 Cent in der Stunde bekommt. Arbeitgeber ist die Lager- und Vertriebsgesellschaft mbH (LVG), die als Vertragspartner unter anderem der Hermes Logistik Gruppe arbeitet. Hermes will die in der "OZ" erhobenen Vorwürfe prüfen.
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