Der Chef des holländischen Postdienstleisters TNT, Peter Bakker, plant nach dem Fall des Briefmonopols 2008 einen Großangriff auf die Deutsche Post. In einem Interview mit der "Welt am Sonntag" (WamS) sagte Bakker, dass man jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag investieren wolle, um ein Wachstum von 25 Prozent pro Jahr zu erreichen. Innerhalb von vier bis fünf Jahren nach der endgültigen Marktöffnung rechnet Bakker mit einem Marktanteil in Deutschland von 15 Prozent. Zugunsten des Express- und Briefmarktes wollen die Holländer sogar ihre Logistiksparte verkaufen. Im Brief- und Expressbereich würden zwar niedrigere Umsätze erzielt, dafür seien aber höhere Gewinne realisierbar.
Dabei gibt der TNT-Chef zu, dass Deutschland ein sehr schwieriger Markt sei. Zudem mache es die Deutsche Post Wettbewerbern besonders schwer, auf dem Markt Fuß zu fassen. Der ehemalige Monopolist agiere viel aggressiver als andere Staatskonzerne bei der Verteidigung des Heimatmarktes, so Bakker weiter. Er nannte das Gebaren des Gelben Riesen im Hinblick auf angestrengte Gerichtsverfahren gegen Wettbewerber sogar skandalös.
TNT hat jedoch nicht vor, der Deutschen Post die Privatkunden abspenstig zu machen. "Die Hauptarena für den Wettbewerb ist die Geschäftspost, Rechnungen oder Werbesendungen. Private Post wird bei der Deutschen Post bleiben.", so Bakker in der WamS.
Ärger im Privatkundengeschäft macht sich die Deutsche Post momentan selbst. Nach einem Test des WDR 2 Magazins Quintessenz (Sendetermin 9. Mai, 14.00 Uhr) erhalten Postkunden am Schalter und an der Hotline häufig falsche Auskünfte. Knapp 200 Mall stellten
die Tester der WDR2-Quintessenz Fragen zum passenden Versandprodukt für ein zu versendenden Gegenstand, zur Höhe der Versicherung und zu Preisen für spezielle Versandlösungen. Nach Auskunft der Quintessenz-Tester war die Antwort in 53 Prozent der Fälle falsch oder unvollständig.