Mit dem KEP-Kaufmann hat die Logistikbranche ein einheitliches Berufsbild geschaffen. Am Ende steht eine einheitliche Prüfung durch die Industrie- und Handelskammer, die alle deutschen Post- und Paketdienstleister anerkennen. Ausgebildete KEP-Kaufleute könnten also durchaus das Unternehmen wechseln.
Das werden jedoch nur wenige KEP-Kaufleute nach der Ausbildung tun müssen. Denn die Unternehmen bilden nur nach Bedarf aus. Das bedeutet: Wer eine Ausbildung als KEP-Kaufmann beginnt, tut das quasi mit Übernahmegarantie. "Wir können es uns nicht leisten, für den Markt auszubilden", bringt es Hermes-Sprecher Frommhold auf den Punkt. Das bestätigt der Konkurrent DPD: Man werde sich zumindest bis zum Ende der Rezession "stärker auf den Eigenbedarf beziehen", sagt DPD-Sprecherin Dr. Pia-Maria Zecevic. Und auch der Marktführer Deutsche Post DHL sieht das so.
Acht angehende KEP-Kaufleute bildet die Hermes Logistik Gruppe derzeit aus. Bei DPD sind es 36. Bei der Post befinden sich bundesweit 76 junge Menschen in der Ausbildung zum KEP-Kaufmann - alle für den eigenen Bedarf.
Alle genannten Umstände führen dazu, dass es derzeit keinen Arbeitsmarkt für KEP-Kaufleute gibt. Jobvermittler und Branchenverbände feierten das neue Berufsbild des KEP-Kaufmanns bei seiner Einführung zum 1. August 2005. Sie prophezeiten einen riesigen Bedarf an KEP-Kaufleuten. Vier Jahre später ist Ernüchterung eingekehrt.
Die Industrie- und Handelskammer Berlin sagt offen, dass die Nachfrage nach KEP-Kaufleuten hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Zudem ist der KEP-Kaufmann in der Realität der deutschen Logistik-Unternehmen noch nicht richtig angekommen. So können Unternehmen wie die Deutsche Post, DPD oder die Hermes Logistik Gruppe auf Nachfrage nicht sagen, wie viele Stellen für KEP-Kaufleute bei ihnen existieren.
Es ist unwahrscheinlich, dass wir in nächster Zukunft in irgendeinem Stellenmarkt in der Zeitung lesen: "Kaufmann für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen gesucht!" Die KEP-Branche wirbt trotzdem nach wie vor öffentlich um angehende KEP-Kaufleute. Dabei müsste sie eine Stufe darunter ansetzen: Denn der Königsweg zum KEP-Kaufmann führt derzeit über die Ausbildung als KEP-Fachkraft. "Einsteiger", die sich frisch von der Schule bewerben, sind im Bewerbungsverfahren stark im Nachteil. Den angehenden KEP-Kaufleuten eröffnet sich jedoch ein vielseitiges Berufsfeld mit guten Zukunftsaussichten. Und ein krisenfestes, wie DPD-Sprecherin Zecevic betont. Krise hin oder her - langfristig steckt viel Dynamik in der KEP-Branche. Da sind sich alle Unternehmen einig.
Foto: Aufsteiger gefragt. Wer sich als KEP-Fachkraft bewährt, darf zum KEP-Kaufmann aufsteigen.