Mehr als nur Transportüberwachung |
Mit RFID wird aber nicht nur die Sendungsverfolgung einfacher und präziser. RFID kann noch viel mehr. Mit der Funktechnologie lässt sich die komplette Warendistribution automatisieren. So können z.B. der konkrete Standort im Warenlager, die optimale Lagertemperatur oder das Verfallsdatum bei verderblichen Waren auf den Chips gespeichert werden. Warenpaletten sind dann in der Lage, sich ihren Lagerort selbst zu suchen und diesen anzusteuern. Bei sinkendem Warenbestand oder steigendem Anteil an abgelaufenen Waren kann automatisch Nachschub geordert werden.
Der Handelsriese Metro hat in seinem Future Store bereits RFID-Chips im Einsatz. Einer Studie zufolge gingen durch den Einsatz der neuen Technik Ausverkaufssituationen um 9 bis 14 Prozent zurück. Auch der Warenschwund konnte um bis zu 18 Prozent reduziert werden.
In der Logistikbranche ist man sich einig. Ohne RFID wird zukünftig kein Unternehmen auskommen. Nach Auskunft von Wolfgang Seifert, Leiter des Arbeitskreises RFID der Bundesvereinigung Logistik haben Projekte zur RFID-Technologie gezeigt, dass sie nicht nur funktioniert, sondern insbesondere dort, wo ein hoher Anteil manueller Arbeiten zu erledigen ist, auch einen wirtschaftlichen Nutzen bringt. Arbeitsabläufe können effizienter und kostengünstiger gestaltet werden. Der Einsatz von RFID-Chips lohnt sich somit auch für den Verbraucher, die ebenfalls von den sinkenden Kosten bei Transport und Lagerung der Waren profitieren können.
Die Risiken von RFID
Soviel Nutzen RFID auch verspricht, die neue Technologie birgt auch Risiken. Es sind vorwiegend Sicherheitsbedenken, die gegen RFID ins Feld geführt werden. Ein sich komplett selbst organisierendes Warenlager kann durch bewusste oder unbewusste Manipulation der auf den Chips gespeicherten Daten schnell zum Albtraum werden. Prof. Hartmut Pohl, Direktor des Instituts für Informationssicherheit in Köln, sieht denn auch in der möglichen Datenmanipulation das größte Risiko, das RFID für die Logistikbranche birgt. Durch die Änderung oder gar Löschung der Daten könnten Produktions- und Logistikprozesse erheblich gestört werden. Warensendungen würden zu völlig falschen Lagern geleitet, was die komplette Lieferkette durcheinanderbringen würde.
Im Consumerbereich sind es eher datenschutzrechtliche Aspekte, die RFID-Gegner auf den Plan rufen. So ist es zwar wünschenswert und beabsichtigt, wenn eine Ware innerhalb des Geschäfts lokalisiert werden kann. Was aber passiert, wenn der Kunde den Laden verlassen hat? Soll er mit seinem Einkauf womöglich immer noch geortet und beim Besuch eines Wettbewerbers gar als Fremdkäufer geoutet werden können? Eine Möglichkeit wäre, den Transponder an der Kasse zu zerstören bzw. unbrauchbar zu machen. Ob diese Möglichkeit die Bedenken der Datenschützer gegen RFID ausräumen kann, darf bezweifelt werden.
Weniger Personal, mehr Daten
Wie auch immer das Problem der Wahrung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung im Konsumentenbereich gelöst werden wird, im Bereich der professionellen Logistik ist der Vormarsch der RFID-Technologie nicht mehr aufzuhalten. Die neue Technik macht die Unternehmenslogistik kostengünstiger und effizienter. Gleichzeitig muss aber auch eine ungeheure Flut von Daten koordiniert, verarbeitet und gespeichert werden.
Hierbei könnte der Mensch das Problem werden. Professor Michael ten Hompel, Software-Experte vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML), meint, der Mensch werde die Datenflut, die ihm die Chips zur Verfügung stellen, nicht mehr beherrschen können. Nach seiner Ansicht braucht es dazu in Zukunft selbstorganisierende logistische Systeme. Doch bis der Mensch sich vollkommen aus der Logistikbranche verabschiedet, dauert es hoffentlich noch eine ganze Weile.
(Stand August 2005)