Das Postgeschäft profitiert vom boomenden Online-Handel. Der Negativ-Effekt: Es fällt mehr Verpackungsmüll an. 2,8 Milliarden Sendungen reisten 2014 durch Deutschland – meist in viel zu großen Kartonagen. Ein Vorschlag lautet jetzt: Ab damit auf den Kompost!
Da kommt ein kleiner Scheibenwischer im Paket einer Stehlampe. Die Verpackung inklusive Füllmaterial verstopft anschließend den Papiercontainer. Deutsche müllen sich immer mehr zu. Sie haben pro Kopf das höchste Verpackungsaufkommen in der Europäischen Union, bestätigt das Bundesumweltministerium.
Ein Blick auf die Zahlen der Paketdienste reicht: Für das laufende Jahr erwarten die Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) wieder bis zu 4,5 Prozent mehr Sendungen beziehungsweise weitere 120 Millionen Verpackungen.
Der Bundesverband Paket und Expresslogistik zieht folgenden Vergleich: Würden alle Sendungen, die pro Jahr in Deutschland transportiert werden, aneinandergelegt, würde die Reihe drei Mal bis zum Mond reichen - bei durchschnittlich 40 Zentimeter-Paketen. Wohin führt es uns, wenn die KEP-Prognose zutrifft, und sich die Sendungen bis 2019 um eine weitere Milliarde gesteigert haben?
Die Ministeriums-Statistik zeigt die alarmierenden Zunahmen durch den Online-Handel: Jahrelang pendelte sich der allgemeine Verpackungsmüll bei rund 16 Millionen Tonnen ein. 2011 stieg er auf rund 16,5 Millionen Tonnen, ein Jahr später auf 16,6 und lag 2013 bei 17,1. Verpackungen aus Papier, Pappe oder Karton hatten mit etwa 7,8 Millionen Tonnen den größten Anteil daran.
Jetzt will das Ministerium mit einem neuen Wertstoffgesetz die Unternehmen noch mehr in die Verantwortung bringen – und hoffentlich auch diejenigen besonders, die immer noch nicht kapiert haben, dass Kleinstteile nicht in überdimensionale Kartons gehören. Der Gesetzentwurf soll bis Ende des Jahres stehen und 2016 dem Bundeskabinett vorgelegt werden.
Dabei gibt es bereits schon gute Lösungen, die nur leider noch nicht genug beachtet werden. Eine neue DHL-Studie zum Thema "faire und verantwortungsbewusste Logistik" zeigt beispielsweise auf, dass Logistikanbieter eine recyclingfreundliche Lager- und Transportinfrastruktur bereitstellen könnten. Lieferfahrzeuge mit flexiblem Laderaum könnten dann nach Auslieferung der Pakete, gleichzeitig Altmaterialien mitnehmen. Bei den Verpackungen wiederum lautet der Vorschlag: Ab damit ins Beet beziehungsweise erst einmal auf den Garten-Kompost. Das Material müsste nur biologisch abbaubar und umweltfreundlich sein.
Das Konzept "Logistik unverpackt" der Studie soll Verpackung bei Onlinebestellungen künftig überflüssig machen. Statt in Kartons würden die Artikel bei diesem Null-Abfall-Konzept in wiederverwendbaren Containern zugestellt. Was es bereits mit der "memo Box" gibt.
Das Versandkaufhaus memo bietet den Kunden an, sich die Waren ohne Aufpreis in einer stabilen grünen Box zusenden zu lassen. Anschließend wird diese mit einem Retoure-Schein bei einem DHL-Zusteller oder in einer Postfiliale beziehungsweise Packstation abgegeben. Voraussichtlich Anfang 2016 wird es dann sogar die ersten Boxen geben, die aus Haushaltsabfällen produziert werden. Der Prototyp soll bereits alle Prüfungen hinsichtlich Langlebigkeit, Stabilität und Transportsicherheit durch den Logistikpartner Deutsche Post DHL bestanden haben. Nur der Farbton hätte durch die Abfälle gelitten und würde nicht mehr so einen strahlenden Grünton haben.
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