Deutschland nimmt im internationalen Vergleich auf dem Postmarkt eine Sonderrolle hinsichtlich des Zugangs zum Postnetz ein. Anders als in Großbritannien, den USA und Frankreich wird Wettbewerbern und Konsolidierern in Deutschland der Zugang zum Netz weitgehend verweigert. Hieraus resultieren erhebliche Wohlfahrtsverluste. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung „Zur Konsolidierungsdiskussion im deutschen Postmarkt: Möglichkeiten und Entgelte im Netzzugang“, die Antonia Niederprüm, Forschungsgruppenleiterin im Wissenschaftlichen Instituts für Kommunikationsdienste GmbH (wik-Consult) erarbeitet hat.
Das Gutachten vergleicht Netzzugangsmöglichkeiten und –entgelte in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA. Der Umfang an Vorleistungen, die im Ausland durch Versender erbracht werden können, geht deutlich über die Teilleistungsangebote der Deutschen Post AG hinaus.
Die Wissenschaftlerin erläuterte weiter, dass ein Vergleich der Preisstrukturen der Deutschen Post AG mit denen anderer Unternehmen Zweifel aufkommen lässt, ob die Preisstruktur des ehemaligen Bundesunternehmens tatsächlich seiner Kostenstruktur entspricht. Offenkundig sei die Deutsche Post AG nicht an einer Vermarktung von Netzzugangsprodukten interessiert. Ohne Not werde so in Deutschland auf die Vorteile stärkeren Wettbewerbs im Endkundenmarkt verzichtet und das Wachstumspotenzial des Postmarktes beschränkt.
Auch eine unlängst vorgestellte Studie von Prof. Dr. Jörn Kruse (Helmut-Schmidt-Universität Hamburg) zeigt, dass ein diskriminierungsfreier Zugang zum Netz der Deutschen Post AG für private Briefdienstleister, die postvorbereitende Tätigkeiten erbringen, volkswirtschaftlich geboten ist. Ein solcher Zugang lässt Marktwachstum bei sinkenden Preisen erwarten und ist auch für den etablierten Anbieter vorteilhaft, weil dieser sein Netz besser auslastet und zugleich erhebliche Kosteneinsparungen realisieren kann. Dies zeigen Erfahrungen aus dem Ausland.